Gedankenaustausch mit der stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Bildung und Kultus

Vorsitzender Hans Lohmüller und Mitglieder des Landesvorstands trafen sich am 4. November zu einem Meinungsaustausch mit der stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Bildung und Kultus Frau Eva Gottstein (Freie Wähler) im Bayerischen Landtag.
Aktuelles Thema – nicht überraschend – war zunächst der Lehrermangel, der in Bayern auch den sonderpädagogischen Fachbereich heftig trifft. Das Kultusministerium bemüht sich durch Maßnahmen der Zweitqualifikation vorwiegend bei Absolventen des Gymnasiallehramts für eine sonderpädagogische „(Zusatz-)Ausbildung" zu werben, der vds sieht dies zwiespältig. Einerseits ist der Verband über die Unterstützung froh, anderseits fürchtet er um die sonderpädagogische Qualität, wie sie durch ein grundständiges Studium der Sonderpädagogik gegeben ist. Weitere Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sind deshalb notwendig. Die Gesprächspartner waren sich einig, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis die Absolventen an den an der Universität Regensburg neu eingerichteten sonderpädagogischen Fachrichtungen nach Ablauf des Studiums und des Vorbereitungsdienstes zur Verfügung stehen werden. Frau Gottstein regte an, bei Absolventen anderer Lehramtsstudiengänge die Entscheidung für eine sonderpädagogische Zweitqualifikation noch vor das zweite Staatsexamen zu legen. Auch wenn Frau Gottstein durchaus Handlungsbedarf in der Lehrerausbildung erkennt, sieht sie derzeit keine Chance für eine Änderung der Ausbildungsordnungen in allen Lehrämtern. Der vds empfiehlt dennoch, dazu konzeptionelle Überlegungen anzustellen. Ein Festhalten am zweijährigen Vorbereitungsdienst ist für den vds aber unabdingbar.
Der Vorsitzende Hans Lohmüller trug Bausteine für ein Konzept einer inklusiven Region vor. Der vds hat den Eindruck, dass sich hier etwas bewegt und in Regierungsbezirken Modelle erprobt werden sollen. Man war sich einig, dass mit der Auswahl der inklusiven Regionen qualitative Ausschreibungen verbunden sein müssen. Der vds vertraut darauf, dass auf klare Konzepte gedrängt wird, eine Begleitung gewährleistet ist und „Beliebigkeit" vermieden wird. Die Konzeptbausteine des vds können dabei hilfreich sein. In diesem Zusammenhang war man sich einig, dass eine intensive Vernetzung von Schule und Jugendhilfe notwendig ist und das „Zuständigkeitsgerangel" ad acta gelegt werden muss.
Ein Beispiel für mangelnde Koordination ist auch die Schulassistenz, die in der Regel personenbezogen genehmigt und finanziert wird. Der vds stellt sich hier eine Pool-Lösung vor, d. h. je nach Bedarf wird der jeweiligen Schule eine bestimmte Anzahl an Schulassistenten/innen zugeordnet, deren Einsatz von der Schulleitung verwaltet wird. Damit wird ein flexibler und je nach Bedarf schwerpunktmäßiger Einsatz möglich. Der vds sieht auch die Ausbildung sowie weitere Fortbildungsmöglichkeiten für Schulassistenten/innen nicht geregelt, wenn überhaupt gegeben. Frau Gottstein möchte die Idee der Pool-Lösung in die Diskussion mit der fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe einbringen.
Sorge bereitet dem vds auch eine regional ausgewogene Verteilung sonderpädagogischer Fachkräfte. Hierzu gesicherte Zahlen zu erhalten gestaltet sich äußerst schwierig. Berichtet wird von ungleicher Verteilung, weil angehende Sonderpädagogen/innen die vom Kultusministerium vorgesehene Einsatzschule nicht wahrnehmen, aber anschließend über einen Anstellungsvertrag ihr erstrebtes Ziel erreichen. Frau Goldstein plädiert dafür, dass die Schulleitungen an Förderschulen das Recht erhalten sollten, selbständig Personal anzuwerben.
Die Vertreter des vds bedankten sich herzlich, für das Gespräch und die Aufgeschlossenheit der stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Bildung und Kultus für die Belange des vds-Landesverbands Bayern.
Manfred Pschibul
Pressereferent
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