Lernen von Nord nach Süd - Bundesfachkongress in Würzburg

Sonderpädagogen fordern: Gute Bildungschancen in allen Lebenslagen verwirklichen!

Rund 200 Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen aus Praxis und Forschung kamen am 14. und 15. September an der Universität Würzburg zum Bundesfachkongress des Verbands Sonderpädagogik (vds) zusammen, um aktuelle Herausforderungen des Förderschwerpunkts Lernen zu diskutieren. Im Zentrum stand die Forderung nach bundesweit einheitlichen Bedingungen für gute Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in sozial benachteiligten Lebenslagen.

Bei der Betrachtung der Situation in den einzelnen Bundesländern zeigt sich: Rahmenbedingungen, Zielsetzungen und Hilfen für eine inklusive Schulentwicklung unterscheiden sich regional stark – trotz gleicher Problem- und Lebenslagen der Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf im Bereich Lernen. Dies arbeitete Dr. Christine Einhellinger in ihrem Hauptvortrag heraus. Der Verband Sonderpädagogik als Veranstalter des Kongresses, der erstmals in Kooperation mit dem Grundschulverband stattfand, problematisiert diese Entwicklung. „Wir sehen uns in der Pflicht, bei allen Bemühungen um die Entwicklung einer inklusiven Schule an allen Lernorten gerade die Schülerinnen und Schüler aus benachteiligenden Lebensverhältnissen in den Blick zu nehmen und zur Schaffung möglichst guter Bildungschancen in allen – auch in schwierigen – Lebenslagen beizutragen", so Dr. Angela Ehlers, Bundesvorsitzende des Verbands.
Prof. Dr. Gotthilf G. Hiller, emeritierter Professor für den Förderschwerpunkt Lernen, betonte in seinem Vortrag den hohen Zusammenhang zwischen sozialer Benachteiligung und Schulerfolg. Immerhin: über 90% der Schülerinnen und Schüler dieses Förderschwerpunkts wachsen in Armutsverhältnissen und/oder als bildungsfern stigmatisierten Elternhäusern auf. Dies impliziert, so heute gängiger Tenor in der Sonderpädagogik, dass es sich verbietet, Beeinträchtigungen des Lernens als ein rein medizinisch-psychologisches Phänomen zu begreifen, dem mit mechanistischen Vorstellungen von Förderung begegnet werden könnte.
In insgesamt 24 Seminaren und Workshops setzten sich die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer intensiv damit auseinander, wie unter diesen Voraussetzungen Lernprozesse unterstützt, Konzepte zur Organisations- und Unterrichtsentwicklung erarbeitet sowie auf gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen eingewirkt werden kann.

V.i.S.d.P.: David Scheer, Pressereferent

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