Landesdelegiertenversammlung legt Schwerpunkte für die nächsten 2 Jahre fest

Die vom Bezirksverband Oberpfalz ausgerichtete, ordentliche Landesdelegiertenversammlung 2018 des vds Landesverbands Bayern fand vom 11. – 12. Mai fand in Neumarkt i. d. Oberpfalz in durchaus angenehmem Ambiente statt. Die Bezirksvorsitzende von Oberpfalz Ingrid Neumann – Lewerenz konnte zur Festakademie zahlreiche Ehrengäste aus Politik und öffentlichem Leben begrüßen. Freundliche Worte der Begrüßung fanden Landrat Willibald Gailler und zweite Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger. Ministerialdirigent Walter Gremm als Vertreter des Bayerischen Kultusministeriums betonte in seinem Grußwort die fachlich kompetente Expertise des vds Landesverbands Bayern und dankte für die Unterstützung des Verbands für den" bayerischen Weg" der Inklusion. Inklusion ist Aufgabe aller Schulen und ist gekennzeichnet durch Verbindung und Öffnung. Der vds Landesverband Bayern ist für das Ministerium ein konstruktiver Gesprächspartner, der für differenzierte und lösungsorientierte Beiträge bereit steht.
Kinder mit psychischen Problemen, die stark im Focus schulischer Aufmerksamkeit und Herausforderung stehen, nahm Professor Dr. Günther Opp in seinem Festvortrag „Wenn Kinderseelen leiden..." – Schmerzbasiertes Verhalten als paradoxe Herausforderung in den Blick. Er ging auf die Bedürfnisse sozialer Einbindung, Zugehörigkeit und Selbstbestimmung ebenso ein wie auf Regulationsdefizite, die eine Erfüllung eben dieser Bedürfnisse verhindern bzw. erschweren. Die Reaktion von Lehrkräften und Betreuern*innen auf unangemessenes Verhalten erfolge meist auf Probleme und nicht auf die Bedürfnisse, die dadurch signalisiert werden. Professor Opp plädiert auf „Anker setzen": d. h. im Sinne einer positiven „Peerkultur" die Gruppe als sicheren Raum gestalten, in dem Konflikte be- bzw. verarbeitet und durch gegenseitige Hilfe und Partizipation die Zugehörigkeit zu einer Gruppe gestärkt werden können. Professor Opp hat zugesagt, seinen Vortrag für eine Veröffentlichung in den spuren zu überarbeiten.
Die Festakademie wurde umrahmt von Schülern*innen und Mitarbeitern*innen des Sonderpädagogischen Förderzentrums Neumarkt i. d. Oberpfalz, die musikalisches Können auf beachtlichem Niveau zeigten.
Der Landesvorsitzende Hans Lohmüller ging bei der offiziellen Eröffnung der Landesdelegiertenversammlung in seinen Ausführungen pointiert auf die zentralen Themenbereiche der Delegiertenversammlung ein:
• Lehrerbildung: Mit der Erhöhung der sonderpädagogischen Kapazität an den Studienstätten an den Universitäten München, Würzburg und neu an der Universität Regensburg sieht er frühere Fehleinschätzungen korrigiert. Er hofft jedoch auch auf eine konzeptionelle Neuorientierung der Lehrerfortbildung für alle Schularten vor allem in Hinblick auf die Weiterentwicklung der Inklusion.
• Inklusion: Bei der Umsetzung schulischer Inklusion geht es nicht nur um mehr, es muss auch verstärkt auf die Güte entsprechender schulischer Maßnahmen geachtet werden.
• Schulvorbereitende Einrichtung (SVE): Für eine zielgerichtete und erfolgreiche Prävention ist eine Stärkung der fachlichen personellen Ressourcen notwendig, um das Entwicklungspotential der Kinder optimal zu fördern
• Mitglieder: Bei der Bedeutung, mit der der vds als kompetenter und qualifizierter Gesprächspartner im Einsatz für die Sonderpädagogik geschätzt wird, bleibt zu hoffen, dass sich wieder mehr Studierende der Sonderpädagogik bzw. aktive Sonderpädagogen*innen dem vds Landesverband Bayern anschließen und zur Mitarbeit entscheiden.
Die eigentliche Arbeit der 52 Delegierten aus allen Regierungsbezirken Bayerns begann nach dem Empfang mit der Vordiskussion der Anträge an die Landesdelegierten- versammlung in sog. Diskussionsforen, die der Vorbereitung der Plenumssitzung am nächsten Tag dienten. Das hielt die Delegierten nicht ab, beim gemeinsamen Abendessen im Oberen Ganskeller, die ein oder andere inhaltlichen Diskussion weiterzuführen oder doch lieber über landsmannschaftliche Gruppen-zugehörigkeit (Altbayern, Franken, Schwaben) hinweg „interfraktionelle" Gemeinschaften zu bilden.
Der Samstag war dann ausschließlich der Verbandsarbeit gewidmet. Die Landesdelegiertenversammlung des vds Landesverband Bayern legt im zweijährigen Rhythmus die Schwerpunkte der Arbeit des Landesverbandes fest. Außerdem dient sie dem Austausch von Erfahrungen und dem Rückblick der in den beiden letzten Jahren geleisteten Verbandsarbeit.
Zentrale Themen der diesjährigen Versammlung waren: Umsetzung der Inklusion durch fachliche Stärkung der Sonderpädagogik, Verbesserung der Personalsituation im Hinblick der sonderpädagogischen Qualifikation an allen Schulen, Unterstützung sonderpädagogischer Arbeit durch qualifizierte Fachdienste, Stärkung der präventiven Arbeit im vorschulischen Bereich und auf dem Hintergrund einer Anfrage der AfD im Deutschen Bundestag zur Schwerbehinderung in Deutschland der Appell zur Wachsamkeit gegenüber Tendenzen einer Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Delegierten sorgten sich um den sonderpädagogischen Nachwuchs. Insofern begrüßten sie die Erweiterung der Studienmöglichkeiten für das Studium für das Lehramt der Sonderpädagogik durch die Errichtung entsprechender Lehrstühle an der Universität Regensburg bzw. Erweiterungen an den Universitäten München und Würzburg. Um die Verzahnung sonderpädagogischer Kompetenz in den allgemeinen Schulen zu stärken, sollten auch Praktika sowie Prüfungslehrproben an Schulen mit dem Schulprofil Inklusion für angehende Sonderpädagogen*innen möglich sein. Ebenso sollte sonderpädagogische Kompetenz an diesen Schulen auf der Leitungsebene, z. B. in Form einer erweiterten Schulleitung einfließen. Dies alles darf aber nicht zu Lasten qualitativer Arbeit an sonderpädagogischen Einrichtungen bzw. des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes geschehen. Dem vds Landesverband Bayern ist bewusst, dass es sich hier um mittelfristige Projekte handelt, da ausreichend qualifiziertes Personal erst heranwachsen muss. Der Landesverband appelliert deshalb an alle zuständigen Stellen, weitere intensive Anstrengungen zu unternehmen, um schulische Inklusion weiter voranzubringen.
Eine breite Diskussion galt auch der fachlich orientierten und fundierten Prävention im vorschulischen Bereich. Der vds Landesverband Bayern unterstützt hier die Gemeinsame Positionierung zur Weiterentwicklung der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE); s. dazu auch die Ausgabe der Verbandszeitschrift spuren 1/2018 Die Schulvorbereitende Einrichtung.
Weitere Themen der Delegiertenversammlung waren die Schule für Kranke, Ganztag an Sonderpädagogischen Förderzentren und schulvorbereitenden Einrichtungen, qualifizierte Schulbegleitung und weitere schulspezifische Inhalte. Eine vom Vorstand einzusetzende Arbeitsgruppe wird sich mit der Überarbeitung bzw. eventuellen Neufassung der Satzung des Landesverbands beschäftigen, die den aktuellen Anforderungen an den Verband – auch unter Beachtung der jüngst in Kraft getretenen europäischen Datenschutz-Grundverordnung – genügt.
Die Landesdelegiertenversammlung verabschiedete auch Mitarbeiter*innen, die bisher eine Funktion im Landesverband übernommen hatten und aus diesen Ämtern ausschieden. Herzlicher Dank für langjährige Arbeit erging an:
• Bettina Stöckle-Schowan, Koordinatorin Berufliche Bildung
• Klaus-Peter Brünig, Koordinator Prävention und Integration im Vorschulalter
• Alto Merkt, Referent Pädagogik bei Krankheit
Ihre Aufgabe übernehmen (in obiger Reihenfolge): Torben Sager, Ingrid Neumann-Lewerenz, Markus Elser. Als weiteres Mitglied im Wahlausschuss wurde der ehemalige Landesgeschäftsführer Wolfgang Braun berufen.
Dem Bezirksverband Oberpfalz, vertretend Frau Neumann-Lewerenz und Frau Stöckle-Schowan, ist zu danken für vorbildliche Organisation und einen angenehmen, reibungslosen Verlauf der Landesdelegiertenversammlung
Mit den von den Delegierten beschlossenen Anträgen haben der Landesvorstand und der Landesausschuss Vorgaben für die Schwerpunkte ihrer Arbeit erhalten. Die nächste Landesdelegiertenversammlung wird im Jahr 2020 in Oberfranken stattfinden.

Manfred Pschibul

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